Fünf Säulen
Bildung baut darauf auf
Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2025
Verantwortung ist die Kompetenz und Bereitschaft, für die eigenen Entscheidungen, das damit verknüpfte Handeln und deren Konsequenzen einzustehen. Sie umfasst sowohl die Übernahme von Pflichten als auch die Wahrnehmung von Rechten in persönlichen und sozialen Kontexten.
Verantwortung setzt ein Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Tuns voraus, nicht nur auf das unmittelbare Umfeld, sondern auch in Hinblick auf langfristige Entwicklungen und andere Beteiligte. Sie wird – im besten Fall – freiwillig übernommen, entsteht jedoch auch durch soziale, rechtliche oder moralische Ansprüche und Erwartungen durch das andere und das Umfeld. Insgesamt ist Verantwortung eine zentrale Grundlage für das Zusammenleben in Gemeinschaften und die Förderung von Vertrauen, Respekt und nachhaltigem Handeln.
In Jugend- und Erwachsenenbildungsveranstaltungen bedeutet Verantwortung, bestmöglich auf die Ausgangslagen, Bedürfnisse und Besonderheiten der Lernenden einzugehen und Wissen und Inhalte wie auch Fertigkeiten in einer Form zu vermitteln, die bestmöglich die Eigen- und Selbstständigkeit der Lernenden anregt und fördert. Es ist kein Geheimnis: Lehrende übernehmen eine tragende Rolle in der Gestaltung einer Lernatmosphäre, die Motivation und respektvolles Miteinander begünstigt oder aber verhindert. Fachliche und inhaltliche Kompetenz ist dabei nur ein Element. Genauso relevant sind ethische Überlegungen und moralische Überzeugungen, die dazu motivieren, Lerninhalte differenziert zu präsentieren und unterschiedliche Ausgangslagen, Zugänge und Perspektiven zu berücksichtigen. Eine solche Haltung setzt sowohl Empathie als auch pädagogische Fachkompetenz und Feingefühl voraus.
Die Verantwortung von Lehrenden: Eine detaillierte Betrachtung der Schlüsselbereiche
Lehrende tragen vielschichtige Verantwortungen, die weit über das Vermitteln von Wissen und Inhalten hinausgehen. Ihre Arbeit prägt nicht nur den Bildungsweg, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden. Dabei lassen sich fünf zentrale Verantwortungsbereiche identifizieren, die ihre Tätigkeit maßgeblich beeinflussen. Ein genauer Blick auf diese Bereiche verdeutlicht die Bedeutung in der Bildungs- und Vermittlungsarbeit.
Pädagogische Verantwortung: Lernen gestalten und fördern
Die pädagogische Verantwortung ist das Herzstück der Arbeit von Lehrenden. Sie beinhaltet die Aufgabe, Lerninhalte so aufzubereiten und zu vermitteln, dass sie für das Lernen verständlich, relevant und motivierend sind. Dazu gehört es, ein Lernumfeld zu schaffen, das Neugier weckt, die Ausgangslagen der Lernenden berücksichtigt, die Eigenständigkeit fördert und Raum für kritisches Denken bietet.
Lehrende müssen ihre Methoden an die Ausgangslagen und Bedürfnisse der Lernenden anpassen, um allen Teilnehmenden – unabhängig von ihrem Vorwissen oder ihren Fertigkeiten und Kompetenzen – bestmöglich gerecht zu werden. Beispielsweise ist es entscheidend, dass schwierige Inhalte auf verschiedenen Wegen zugänglich und erklärt werden, um unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten abzudecken. Eine weitere Aufgabe in diesem Bereich ist die Förderung von Eigenverantwortung, indem Lernende konsequent angeregt werden, selbst Lösungen zu finden und reflektiert zu arbeiten.
Ethische Verantwortung: Vorbild sein und Werte vermitteln
Lehrende übernehmen zudem eine bedeutende Rolle als Vorbilder. Ihre moralisch-ethische Verantwortung (Wie soll der Mensch handeln, an welchen Werten soll er sich orientieren?) zeigt sich darin, dass sie gerecht, respektvoll und wertschätzend mit allen Lernenden umgehen. Hier steht die Gleichbehandlung im Vordergrund: Unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder anderen Merkmalen müssen Lehrende allen Lernenden die gleichen Chancen bieten.
Darüber hinaus agieren Lehrende als Vermittler von Werten. Sie fördern Empathie, Toleranz und eine konstruktive Konfliktkultur. Das schließt auch ein, Machtpositionen verantwortungsvoll zu nutzen. Entscheidungen, die Lehrende treffen – etwa bei der Bewertung von Leistungen oder bei Disziplinierungen –, müssen stets transparent und nachvollziehbar sein. Fehlverhalten wie Bevorzugung oder Diskriminierung zerstört die Vertrauens- und Zusammenarbeitsbasis, die für erfolgreiches Lehren und Lernen notwendig ist.
Fachliche Verantwortung: Inhalte aktuell und fundiert vermittelnd
Die fachliche Verantwortung fordert von den Lehrenden, dass sie ihr Fachgebiet beherrschen und ihre Inhalte korrekt, aktuell, ideologiefrei und praxisnah präsentieren. Das erfordert laufende Weiterbildung, um mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten. Lernende verlassen sich darauf, dass die vermittelten Informationen auf soliden und nachvollziehbaren Grundlagen beruhen.
Zum Beispiel ist es unerlässlich, dass Lehrende in der Lage sind, komplexe Konzepte einfach zu erklären und darzustellen, ohne wichtige Details zu vereinfachen, wegzulassen oder gar durch eigene Interpretationen zu ersetzen. Fachliche Verantwortung bedeutet auch, falsche Informationen zu korrigieren und den Lernenden zu zeigen, wie sie selbstständig zuverlässige Quellen identifizieren können.
Soziale Verantwortung: Gemeinschaft fördern und Konflikte lösen
In einer Lerngruppe treffen unterschiedliche Persönlichkeiten, Hintergründe und Meinungen aufeinander. Hier kommt die soziale Verantwortung der Lehrenden ins Spiel. Sie müssen dafür sorgen, dass zu jeder Zeit ein respektvolles Miteinander herrscht, in dem sich alle wohlfühlen und produktiv arbeiten können.
Dazu gehört, Konflikte rechtzeitig zu identifizieren, anzusprechen und konstruktiv zu lösen, bevor sie chronisch werden oder eskalieren. Ein Beispiel dafür ist das rechtzeitige Eingreifen bei Mobbing oder Ausgrenzung. Lehrende fördern eine Atmosphäre, in der alle Meinungen gehört werden und Teamarbeit sowie gegenseitige Unterstützung im Vordergrund stehen.
Rechtliche Verantwortung: Regeln und Vorgaben einhalten
Lehrende sind an rechtliche und institutionelle Vorgaben gebunden, die ihre Arbeit betreffen. Diese rechtliche Verantwortung schützt sowohl die Lernenden als auch die Lehrenden selbst. Ein zentraler Aspekt in diesem Kontext ist bspw. der Datenschutz: Persönliche Daten, wie Leistungsbewertungen oder Anwesenheitslisten, müssen sicher verwahrt und vertraulich behandelt werden.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften im physischen wie im sozialen und psychischen Bereich. Ob bei Exkursionen, Experimenten, dem Einsatz von Werkzeugen bei Projekten oder der Nutzung von gruppendynamischen Aufgaben – Lehrende müssen dafür sorgen, dass Risiken minimiert und ausgeschaltet werden. Schließlich fällt auch die ordnungsgemäße Dokumentation von Lernergebnissen, Teilnahmen und anderen relevanten Informationen unter diesen Verantwortungsbereich.
Die wichtigsten Verantwortungen: Pädagogik und Ethik
Unter den genannten Bereichen stechen die pädagogische und die ethische Verantwortung hervor. Ohne ein starkes pädagogisches Fundament können Lerninhalte nicht effektiv und zielgruppengerecht vermittelt werden, und ohne ethisches Handeln fehlt die Basis für Vertrauen und Respekt. Beide Bereiche greifen ineinander: Lehrende gestalten nicht nur Lernprozesse, sondern prägen durch ihr Verhalten die Werte, den Umgang miteinander und die sozialen Kompetenzen der Lernenden.
Diese beiden Verantwortlichkeiten sind wesentlich, weil sie die Grundlage für alle weiteren Aufgaben bilden. Ohne pädagogische Sorgfalt und ohne ethisches Handeln kann fachlich-inhaltliche Vermittlung nicht glaubwürdig umgesetzt werden. Lehrende sind nicht nur Wissensvermittelnde, sondern auch verantwortungsvolle Begleiterinnen und Begleiter, die junge Menschen und Erwachsene auf ihrem Weg stärken und inspirieren.
In der Balance und im Zusammenspiel dieser fünf Verantwortungsbereiche liegt der Schlüssel für erfolgreiche Bildungsarbeit, die nicht nur Fachwissen und Fertigkeiten vermittelt, sondern auch Persönlichkeit, Werte und soziale sowie emotionale Kompetenzen formt.
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