Neue Bildungsära

Mensch vs. KI

Stärken und Potenziale im Zusammenspiel

Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2025

Der Mensch und die Künstliche Intelligenz (KI) – ein faszinierendes Zusammenspiel, das die Bildungswelt revolutioniert. KI beeindruckt durch ihre Effizienz: Sie speichert immense Datenmengen, analysiert blitzschnell Informationen und bietet häufig präzise Lösungen. Menschen hingegen überzeugen durch ihre Kompetenz zur Kreativität, Reflexion und intuitivem Kontextbewusstsein. Diese Stärken machen sie unersetzlich, wenn es um bspw. tiefes und umfassendes Verstehen und innovative Wege und Problemlösungen geht. Ein Blick auf die Lernzielebenen (Bloom et al.) zeigt, wie diese Synergie die Zukunft der Bildung gestalten kann.

 

(A) Erinnern

 

Die Domäne der KI: Die Fähigkeit der KI, gigantische Datenmengen zu speichern und blitzschnell abzurufen, ist beeindruckend. Ob historische Daten, wissenschaftliche Studien oder komplexe mathematische Berechnungen – KI liefert (sofern sie nicht Halluziniert) gute und präzise Ergebnisse in Sekunden. Der Mensch hingegen ringt oft mit fehleranfälligem Gedächtnis. Namen werden vergessen und nicht selten Fakten verzerrt. Doch was passiert, wenn die Regeln unklar sind? Ein Beispiel: Während eine KI exakte Schachzüge nach festen Regeln berechnet, kann der Mensch unstrukturierte Brettspiele wie improvisierte Varianten interpretieren und neue Strategien entwickeln, die außerhalb bekannter Normen liegen. Menschen zeichnen sich durch ihre kreative Flexibilität aus. Sie finden Lösungen für Herausforderungen, bei denen es keine vorgefertigten Antworten gibt. In der Bildung bedeutet dies, dass KI eine ausgezeichnete Unterstützung bei standardisierten Aufgaben ist. Der Mensch bleibt jedoch unverzichtbar, wenn innovative Ansätze gefragt sind.

 

(B) Verstehen

 

Die menschliche Stärke: Der Unterschied zwischen Faktenwissen und echtem Verständnis liegt im Kontext. Während KI-Algorithmen nutzt, um Texte oder Daten syntaktisch zu „verstehen“, fehlt ihr die Fähigkeit, kulturelle Nuancen, emotionale Subtexte oder die Bedeutung zwischen den Zeilen zu erfassen. Menschen hingegen besitzen die Gabe, Informationen in einen breiteren Zusammenhang zu stellen. Ein Beispiel aus der Praxis: Während eine KI blitzschnell erkennen kann, welche historischen Ereignisse zu einer bestimmten Zeit stattfanden, versteht der Mensch, wie diese Ereignisse miteinander verknüpft sind und welche sozialen oder moralischen Fragen sie aufwerfen. Diese Kompetenz, die Welt nicht nur analytisch, sondern ganzheitlich zu erfassen, bleibt bislang unübertroffen.

 

(C) Anwenden

 

Flexibilität vs. Effizienz: Das Anwenden von Wissen ist eine der entscheidenden Lernzielebenen. KI überzeugt hier vor allem durch Effizienz. Sie kann komplexe Optimierungsprobleme lösen, Muster erkennen und selbstständig Code generieren. Doch was passiert, wenn die Regeln unklar und nichteindeutig sind? Menschen zeichnen sich durch ihre kreative Flexibilität aus und finden Lösungen für Herausforderungen, bei denen es keine vorgefertigten Antworten gibt. In der Bildung bedeutet das, dass KI eine ausgezeichnete Unterstützung bei standardisierten Aufgaben ist. Der Mensch bleibt jedoch unverzichtbar, wenn innovative Ansätze gefragt sind.

 

D) Analysieren und (E) Evaluieren

 

Tiefgang statt Oberfläche: In der Analyse zeigt sich die wahre Stärke der KI. Sie verarbeitet riesige Datenmengen in kürzester Zeit, erkennt Strukturen und Muster und trifft entsprechend Vorhersagen. Doch sie bleibt oberflächlich, wenn es um emotionale, kulturelle oder ethische Dimensionen geht. Menschen hingegen können tiefer gehen. Sie analysieren nicht nur Daten, sondern hinterfragen diese kritisch. Sie bewerten Ergebnisse vor dem Hintergrund von Erfahrungen, Werten, gesellschaftlichen Bezügen und moralischen Prinzipien. In der Bildung ist das entscheidend: Kritisches Denken, ethische Reflexion und die Kompetenz, in komplexen Grauzonen zu navigieren, sind aktuell immer noch Kompetenzen, die allein dem Menschen vorbehalten bleiben. So zeigt sich etwa im Seminar- und Trainingsräumen, wie Lehrkräfte auf individuelle Bedürfnisse von Lernenden eingehen, persönliche Ausgangslagen oder moralische Fragestellungen diskutieren und kreative Problemlösungen anregen – Aufgaben, die weit über rein datenbasierte Analyse hinausgehen.

 

(F) Kreieren

 

Der Kern menschlicher Einzigartigkeit: Wenn es um Kreativität geht, zeigt sich die größte Kluft zwischen Menschen und Maschine. KI kann erstaunliche Inhalte generieren – von Musik bis zu Bildern und Videos – doch sie bleibt abhängig von bestehenden Daten. Ihre Kreativität ist reproduktiv, nicht originell. Originelle Kreativität ist für die Bildung entscheidend, da sie die Entwicklung neuer Lehrmethoden, innovativer Problemlösungen und individueller Lernwege fördert, die weit über standardisierte Ansätze hinausgehen. Menschen erschaffen Neues, das aus Emotionen, kulturellen Kontexten und intuitivem Verstehen entspringt. Das spiegelt sich in der Bildung wider: Kreative Problemlösung, die Entwicklung innovativer Ideen und die Förderung individueller Ausdrucksformen sind menschliche Domänen, die durch KI nicht ersetzt, sondern maximal bereichert werden können.

 

Ergebnis

 

Eine symbiotische Zukunft: Die Kombination aus menschlicher Kreativität und dem analytischen Potenzial der KI bietet enormes Potenzial für die Bildung. Während KI-Daten schneller verarbeitet und effizienter erinnert, bleibt der Mensch unersetzlich, wenn es um Verständnis, Reflexion, Moral, Ethik und Schöpferkraft geht. Eine Zukunft, in der beide Hand in Hand arbeiten, könnte die Bildungslandschaft positiv transformieren. Es ist an der Zeit, diese Chancen zu nutzen und eine Balance zwischen Technologie und Menschlichkeit zu schaffen – etwa durch den Einsatz KI-gestützter Systeme zur individuellen Lernförderung, kombiniert mit der intuitiven und empathischen Unterstützung durch professionelle Lehrkräfte. Auf diese Weise könnte eine Welt entstehen, in der das gemeinsame und individuelle Lernen nicht nur effizient, sondern auch bedeutsam bleibt.

 

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