Selbstermächtigung

Ich bin es!

Chancen und Fallstricke

Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2025

Selbstermächtigung in der Bildung ist ein faszinierendes Konzept, da es Menschen ermöglicht, eigenverantwortlich zu lernen und dabei ihre individuellen Stärken und Interessen aktiv einzubringen. Es eröffnet die Möglichkeit, das Lernen selbst und aktiv zu gestalten, Ziele selbst zu setzen und die Talente zu entfalten.

 

Wer das eigene Lernen selbst in die Hand nimmt, entdeckt nicht nur neues Wissen, sondern auch die Kraft eigener Entscheidungen. Dabei geht es um mehr als Freiheit: Es geht um Verantwortung, da beide eng miteinander verbunden sind. Freiheit erlaubt es, Entscheidungen zu treffen und eigene Wege zu gehen, während Verantwortung sicherstellt, dass diese Freiheit bewusst und nachhaltig genutzt wird. Nur durch eine ausgewogene Verbindung dieser beiden Elemente können Lernprozesse erfolgreich gestaltet werden. Gelungene Selbstermächtigung bedeutet, eine Balance zwischen Selbstständigkeit und Unterstützung zu finden. Dabei werden Fertigkeiten und Kompetenzen wie Selbstreflexion, kritisches Denken und Durchhaltevermögen entwickelt, die in der Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen im Seminar- und Trainingsbereich von zentraler Bedeutung sind.

 

Herausforderungen bei der Umsetzung

 

Wenn Selbstermächtigung jedoch falsch verstanden wird, entstehen negative Konsequenzen und dem Konzept entgegenstehende Wirkungen. Jugendliche oder Erwachsene, die plötzlich vor komplexen Aufgaben stehen, ohne Begleitung, Anleitung oder Orientierung, fühlen sich schnell überfordert. Immer wieder wird Selbstermächtigung missverstanden und so eingesetzt, dass pädagogische Verantwortung unzureichend wahrgenommen wird, was zu Unsicherheiten führt. Ein übermäßiger Fokus auf individuelle Freiheit blendet leicht die Bedeutung von Zusammenarbeit und Gemeinschaft aus. Die Folge ist, dass statt Selbstvertrauen Frustration entsteht und statt Fortschritt nur ein Gefühl des Scheiterns bleibt.

 

So muss es gehen

 

Das menschliche Potenzial, das immer mit Selbstermächtigung angereichert ist, ist zu wertvoll, um es unreflektiert und „nur einmal so" ein- und umzusetzen. In der Bildungsarbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen können heute leicht Lernumgebungen und -bedingungen geschaffen werden, in denen Teilnehmende ihre eigenen Ideen, Vorstellungen, Wege und Projekte entwickeln. Sie wählen Themen und Inhalte, die wirklich interessieren, und erhalten dabei klare Unterstützung durch Seminarleitende bzw. Trainerinnen und Trainer. Regelmäßiges Feedback, technische Hilfestellungen und lernbegleitende Gespräche und Reflexionen helfen dabei, Wege zu finden und gezielt zu gehen, Fortschritte zu analysieren und fundierte Ableitungen und Entscheidungen zu treffen. Auf diese Weise entstehen Begegnungs- und Lernumgebungen, die Freiheit und Struktur sowie die Übernahme von Verantwortung sinnvoll miteinander verbinden – eine Mischung, die Begeisterung und das tiefe Gefühl der Selbstwirksamkeit weckt.

 

Schlüssel zum Erfolg 

 

Selbstermächtigung ist eine transformative Kraft, wenn sie klug eingesetzt wird, indem klare Ziele definiert, individuelle Ausgangslagen, Fertigkeiten und situationsbedingte Umstände berücksichtigt und gleichzeitig Unterstützungsstrukturen geschaffen und angeboten werden, die Lernende gezielt fördern und nicht überfordern. Sie fordert heraus, motiviert und inspiriert. Gleichzeitig verlangt sie Fein- und Fingerspitzengefühl, sowohl von Lernenden als auch von Lehrenden. Es geht nicht darum, einfach loszulassen, sondern passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Nur so wird sie zur echten Befreiung – eine, die über das Seminar oder Training hinausstrahlt und das Leben bereichert.

 

Wenn Interesse und Bedarf bestehen, unterstützen wir dich gerne. Reden wir darüber! Unsere Angebote zu diesem Themenbereich:


Ohren auf!