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Das Gedächtnis gezielt unterstützen
Autorin und Autor: Renate Fanninger und Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2025
Das Gedächtnis spielt in der Bildung eine zentrale Rolle, da es der Schlüssel für das Speichern und Sammeln von Wissen ist. In der Lehrtätigkeit stellt sich daher die Frage, wie Lernprozesse so gestaltet werden können, dass sie das Gedächtnis optimal unterstützen. Dabei geht es nicht nur um das Behalten von Fakten, sondern auch um die Fähigkeit, Wissen in unterschiedlichen Kontexten anzuwenden. In diesem Beitrag werden praxistaugliche Ansätze vorgestellt, die das Gedächtnis gezielt fördern und Lernenden dabei helfen, Informationen nachhaltig zu verarbeiten.
Die Bedeutung des Wiederholens
Einer der grundlegendsten Ansätze zur Förderung des Gedächtnisses ist die gezielte Wiederholung von Inhalten. Dabei hat sich das Prinzip des „verteilten Lernens“ als besonders wirksam erwiesen: Anstatt Informationen in einer Sitzung zu intensivieren, sollten sie in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Beispielsweise können Lehrkräfte wichtige Begriffe oder Konzepte in verschiedenen Phasen des Lernprozesses wieder aufgreifen, um sicherzustellen, dass sie im Langzeitgedächtnis verankert werden. In der Praxis könnte dies bedeuten, dass ein Thema aus einer Vorwoche in kurzen Abschnitten wiederholt wird, bevor neues Material eingeführt wird.
Verknüpfungen erstellen
Das Gedächtnis arbeitet effektiver, wenn neue Informationen mit bereits bekanntem Wissen verknüpft werden. Eine Eine gute Vorgehensweise besteht darin, Analogien oder Beispiele aus dem Alltag der Lernenden zu nutzen. Wenn beispielsweise in einem kaufmännischen Ausbildungsprogramm das Konzept der Kostenstellenrechnung eingeführt wird, kann dies mit der Verwaltung von privaten Haushaltsausgaben verglichen werden. Durch solche Verknüpfungen wird das Verständnis vertieft und das Sammeln der Informationen erleichtert.
Aktives Lernen
Das reine Konsumieren von Informationen hat in der Regel nur eine geringe Gedächtniswirkung. Aktives Lernen verstärkt hingegen die Verarbeitung und fördert das Behalten. Dazu zählen Aufgaben wie das Erstellen von Mindmaps, das Diskutieren von Inhalten in Gruppen oder das Entwickeln eigener Beispiele zu einem Thema. Praktisch könnte eine Lehrkraft den Lernenden helfen, nach einer Einheit zu einem bestimmten Thema Fragen zu formulieren, die sie selbst beantworten müssen. Dieses Vorgehen stärkt sowohl das Verstehen als auch die Merkfähigkeit.
Visualisierung als Gedächtnisstütze
Visuelle Darstellungen können zudem das Lernen erheblich erleichtern. Mindmaps, Diagramme oder Schaubilder bieten Lernenden eine strukturierte Übersicht und unterstützen die Organisation von Informationen im Gedächtnis. Eine Lehrkraft in der Erwachsenenbildung könnte beispielsweise bei der Vermittlung von Projektmanagement-Techniken ein Flussdiagramm verwenden, das die einzelnen Schritte eines Projekts darstellt. Solche visuellen Elemente machen komplexe Sachverhalte greifbarer und erleichtern das Erinnern.
Emotionale Relevanz einbinden
Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Gedächtnisprozess. Inhalte, die emotional berühren oder eine persönliche Bedeutung haben, werden besser behalten. Eine Lehrkraft kann dies nutzen, indem sie Beispiele auswählt, die für die Zielgruppe relevant sind, oder Diskussionen anregt, die Meinungen und Erfahrungen der Lernenden einbeziehen. In der Praxis könnten etwa in einer Gruppe von Pflegeauszubildenden Fallbeispiele aus dem Alltag der Pflege eingebracht werden, die Diskussionen über den Umgang mit realen Herausforderungen ermöglichen.
Pausen und Schlaf
Das Gedächtnis arbeitet nicht nur während des Lernens, sondern auch in den Pausen und im Schlaf. Die Forschung zeigt, dass das Gehirn in Ruhephasen Informationen verarbeitet und festigt was nahelegt, dass aktive Lernphasen sinnvoll durch kurze Pausen unterbrochen werden sollten. Praktisch könnte das so aussehen, dass eine Unterrichtseinheit in 20- bis 30-minütige Abschnitte unterteilt wird, zwischen denen jeweils fünf Minuten Pause eingeplant werden.
Ausblick
Die Förderung des Gedächtnisses in der Lehrtätigkeit erfordert gezielte Strategien, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Durch Techniken wie Wiederholungen, Verknüpfungen und aktives Lernen können Lernende ihre Kompetenzen nachhaltig stärken. Wichtig ist, die Variation der Methoden zu nutzen und den Unterricht an die Bedürfnisse der Lernenden anzupassen. In Zukunft könnten digitale Werkzeuge wie Lern-Apps oder personalisierte Lernplattformen noch stärker zur Unterstützung des Gedächtnisses eingesetzt werden. Entscheidend bleibt jedoch, dass Lernprozesse bewusst gestaltet werden, um Lernende in ihrer Entwicklung bestmöglich zu unterstützen.
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