Herausforderung
Allrounder: innen sind gefragt
Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2024
Einfach ist es nicht, denn selbstständige Lehrende in der Jugend- und Erwachsenenbildung sind nicht nur Pädagoginnen, sondern gleichzeitig auch Unternehmerinnen und Unternehmer. Die Verantwortung für Inhalte, Teilnehmendenzahlen, neue Auftraggebende, finanzielle Sicherheit und Marketing liegt vollständig bei ihnen. Diese Allrounder-Funktion bringt eine Vielzahl an Herausforderungen mit sich und die Anforderungen gehen weit über reines Fachwissen hinaus und verlangen eine ganze Reihe von unternehmerischen und organisatorischen Kompetenzen.
1. Einkommenslage
Eine der größten Herausforderungen ist mit Sicherheit die finanzielle Unsicherheit. Da Lehrtätigkeiten oft anlass- und projektbezogen sind, kommt es zu schwankenden Einkünften und unvorhersehbarer Nachfrage, was die Einkommensplanung erschwert. Neben unregelmäßigen Aufträgen wirken sich auch saisonale und arbeitsmarktpolitische Schwankungen und die Abhängigkeit von bspw. wenigen Großaufträgen negativ auf die finanzielle Stabilität aus. Selbstständige Lehrende müssen nicht nur Lehrinhalte vermitteln, sondern stets auch ein stabiles finanzielles Fundament schaffen. Dies erfordert flexible Strategien, eine nachhaltige Finanzplanung, eine Diversifikation der Einkommensquellen und oft auch den Aufbau von Rücklagen.
2. Marketing und Kundengewinnung
Viele Lehrende müssen sich selbst vermarkten und ihre Dienstleistungen aktiv bewerben. Gerade wenn es an Marketingkenntnissen oder den nötigen Mitteln fehlt, können Schwierigkeiten entstehen, sichtbar zu werden, potenzielle neue Kundschaften anzusprechen bzw. genügend Teilnehmende für ihre Bildungsangebote zu. Marketing erfordert in jedem Fall eine aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Sichtbarkeit und braucht regelmäßige in Form von Zeit und Kreativität in den Aufbau der eigenen Marke. Dies ist herausfordernd, aber entscheidend, um im Bildungsmarkt zu bestehen.
3. Zeitmanagement und Work-Life-Balance
Zwischen Kursvorbereitung, Lehre und unternehmerischen und organisatorischen Aufgaben die richtige Balance zu finden, ist in jedem Fall eine Herausforderung. Die Planung von Unterrichtsmaterialien, die Akquise von Aufträgen, die Kommunikation mit Teilnehmenden, die Verwaltung von Terminen und die eigentliche Lehrtätigkeit führen dazu, dass die Arbeit mitunter äußerst zeitintensiv werden kann und nicht selten zu einer ungesunden Work-Life-Balance führt. Das Risiko, in einen Zustand der Überarbeitung zu geraten, ist hoch. Effektives Zeitmanagement, das Setzen realistischer Grenzen, die gezielte Planung von Pausen und die Nutzung von Tools zur Aufgabenverwaltung und Automatisierung können helfen, dieser Herausforderung zu begegnen.
4. Mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten
Selbstständige Lehrende haben aus unterschiedlichen Gründen häufig Schwierigkeiten, sich kontinuierlich weiterzubilden. Einerseits fehlen oft die finanziellen Mittel oder die Zeit, andererseits sind Weiterbildungsangebote in vielen Fällen nicht auf die Bedürfnisse von selbstständigen Lehrkräften zugeschnitten. Das führt zu einer Verlangsamung der beruflichen Entwicklung und hat Auswirkungen auf die Qualität der Bildungsangebote. Gleichzeitig ist kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich, um die eigene Lehrkompetenz und Relevanz aufrechtzuerhalten. Der Zugang zu flexiblen und bezahlbaren Weiterbildungsformaten ist deshalb besonders wichtig.
5. Bürokratische Hürden
Die administrativen Anforderungen wie Buchhaltung, steuerliche Pflichten und Versicherungen können gerade für Neueinsteigende überwältigend sein. Viele Lehrende haben nicht das nötige Fachwissen, um diese Aufgaben effizient zu bewältigen, was zusätzlich Stress erzeugt, und wertvolle Zeit frisst. Der Umgang mit Bürokratie ist eine zusätzliche, aber nicht zu umgehende Belastung, die von der eigentlichen Lehrtätigkeit ablenkt. Unterstützung durch entsprechende Tools bzw. professionelle Beratung und Weiterbildung hilft, diesen Bereich effizienter zu gestalten.
Ausblick
Die Bildungslandschaft befindet sich ständig im Wandel, und selbstständige Lehrende stehen immer wieder vor neuen Entwicklungen und Chancen. Neue Technologien, digitale Lernformate und veränderte Bildungsbedarfe bieten nicht nur Herausforderungen, sondern auch die Möglichkeit, sich neu zu positionieren und innovative Ansätze in die eigene Lehrtätigkeit zu integrieren. Wer auf der fachlichen Ebene flexibel bleibt, sich weiterbildet und offen für Veränderungen ist, wird in der Lage sein, auch in Zukunft erfolgreich zu lehren und die eigene Rolle aktiv mitzugestalten.
Selbstständige Lehrende müssen dabei immer auch unternehmerisch denken und handeln. Das bedeutet, kontinuierlich die eigenen Angebote zu evaluieren, Marktanalysen durchzuführen, um den Bedarf besser zu verstehen, Preise entsprechend zu kalkulieren und eine klare Markenidentität zu schaffen. Sie müssen Netzwerke aufbauen, Beziehungen zu Auftraggebenden pflegen und strategisch agieren, um langfristig erfolgreich zu sein. Diese unternehmerische Denkweise hilft dabei, nicht nur kurzfristige Herausforderungen zu meistern, sondern auch nachhaltige Perspektiven zu entwickeln.
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