Pflegen statt Optimieren
Fokus "Zufriedenhiet, Teamstabilität und Bindung"
Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2024
Warum der Fokus auf Mitarbeitenden Bindung und Teamstabilität wichtiger wird als ständige Effizienzsteigerung. Unternehmen müssen in der heutigen, sich schnell wandelnden Arbeitswelt – trotz wirtschaftlich bleiben müssen - ihre Strategien im Umgang mit Auszubildenden und Mitarbeitenden anpassen. Während noch vor kurzer Zeit der Fokus oftmals auf ständiger Effizienzsteigerung und Optimierung lag, gewinnt heute die Stabilität bestehender Strukturen zunehmend mehr an Bedeutung. Das betrifft insbesondere die Ausbildung und die langfristige Bindung von Mitarbeitenden, die stärker in den Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns rücken.
Ein kurzer Blick auf die Gründe und Auswirkungen, warum das Stabilisieren und Pflegen der Belegschaft für viele Unternehmen heute wichtiger ist als kurzfristige Optimierungsbestrebungen.
Stabilisierung und Mitarbeitenden Bindung als neue Priorität
In zunehmend mehr Unternehmen hat sich der Fokus bei der Arbeit mit Auszubildenden und Mitarbeitenden in den letzten Jahren spürbar und deutlich verändert. Der Schwerpunkt liegt zunehmend darauf, bestehende Strukturen zu stabilisieren und vor allem die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu pflegen, anstatt kontinuierlich nach Effizienzsteigerungen und Prozessoptimierungen zu streben. Die Zufriedenheit wird bspw. durch die Einführung neuer Bildungsformate wie Bildungsbiken oder Walk an Talk, bei dem Lerninhalte in informellen Umgebungen vermittelt werden, angeregt. Dies fördert nicht nur das Lernen, sondern auch das soziale Miteinander und die Motivation der Mitarbeitenden. Diese Entwicklung hat sowohl interne als auch externe Gründe.
Der Fachkräftemangel als entscheidender Faktor
Ein entscheidender Faktor ist der Fachkräftemangel, der in vielen Branchen akut ist. Unternehmen bemühen sich, die Bindung zu den bestehenden Mitarbeitenden zu stärken, um den Abgang wertvoller Talente zu verhindern. Anstatt kontinuierlich neue Abläufe einzuführen oder strenge Leistungssteigerungen zu erwarten, wird mehr daraufgesetzt, dass sich Mitarbeitende in ihrem Umfeld wohl und sicher fühlen. Das beinhaltet bspw. eine flexible Arbeitszeitgestaltung, die Einführung von Wohlbefindens-Programmen wie beispielsweise Gesundheitsförderungsmaßnahmen oder psychologische Beratung sowie die Verstärkung der Kommunikation durch regelmäßige Feedbackgespräche, um das Vertrauen in die Unternehmensleitung zu fördern.
Nachhaltige Integration von Auszubildenden
Ein weiteres Beispiel ist die Ausbildung neuer Fachkräfte. Während der Fokus früher stark auf der Effizienz der Ausbildung lag, hat sich die Herangehensweise verändert. Heute steht im Vordergrund, die Auszubildenden nachhaltig in das Unternehmen zu integrieren und ihnen eine Umgebung zu bieten, in der sie sich entwickeln können. Ausbildungspläne sind weniger starr, Mentorenprogramme unterstützen individuell, und eine Kultur des Lernens wird gefördert, die Fehler als Teil des Wachstumsprozesses akzeptiert. Der Erfolg liegt in der langfristigen Stabilität der Teams, nicht in der kurzfristigen Optimierung der Ausbildungszeiten. Langfristige Stabilität schafft ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld, fördert die Mitarbeiterbindung und erhöht die Resilienz des gesamten Teams, während eine zu starke Fokussierung auf kurzfristige Effizienz oft zu Überlastung und Fluktuation führt.
Auswirkungen der Pandemie
Die Pandemie hat diese Entwicklung beschleunigt, da viele Unternehmen während dieser Zeit sich anpassen mussten, um neue Wege der Zusammenarbeit zu finden. Der Fokus lag auf Krisenmanagement, der Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs und der Sicherstellung der physischen und psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden. Ein Beispiel dafür ist die Einführung von hybriden Arbeitsmodellen, die es den Mitarbeitenden ermöglichten, flexibel zwischen Büro und Homeoffice zu wechseln, um den unterschiedlichen Bedürfnissen besser gerecht zu werden. Aus diesen Erfahrungen wurde klar, dass dauerhafte Stabilität und das gezielte Pflegen zwischenmenschlicher Beziehungen die langfristige Resilienz des gesamten Unternehmens deutlich erhöhen.
Langfristige Stabilität statt kurzfristiger Optimierung
Diese Verlagerung hin zum Stabilisieren und Pflegen statt zum ständigen Optimieren spiegelt eine notwendige Anpassung an die aktuellen Bedingungen wider. In Zeiten von Unsicherheit und Fachkräftemangel wird das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und die Förderung eines stabilen Teams wichtiger als das Streben nach maximaler Effizienz. Ein gutes Beispiel aus der Praxis dafür ist ein Unternehmen, das, anstatt die Arbeitsprozesse zu beschleunigen, ein Mentoring-Programm eingeführt hat, um Mitarbeitende individuell zu begleiten, zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Unternehmen, die derartige Balancen finden können, sind langfristig erfolgreicher, da sie ein Umfeld und Klima schaffen, das die Bindung der Mitarbeitenden und ein positives Arbeitsklima fördert.
Ausblick: Veränderungen in der Aus- und Weiterbildung
Diese Veränderung der Prioritäten hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote in Unternehmen. Ausbildungsprogramme werden zukünftig stärker auf langfristige Kompetenzerweiterung und persönliche Entwicklung abzielen, statt nur auf kurzfristige Fachkompetenzen. Fort- und Weiterbildungsangebote werden zunehmend auf die Förderung von sozialen Kompetenzen, wie Kommunikationskompetenz, Empathie, Interkulturalität, Konfliktlösung, Resilienz und Teamarbeit fokussiert sein, um eine stabile und nachhaltige Unternehmenskultur zu unterstützen. Unternehmen müssen zudem verstärkt flexible und individuelle Lernmöglichkeiten schaffen, wie etwa Blended-Learning-Formate oder Micro- und Nano-Learning, um auf die unterschiedlichen Ausgangslagen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen und deren langfristige Motivation und Bindung zu gewährleisten. Diese und Ähnliche Ansätze erfordern ein Umdenken in der Gestaltung von Schulungsprogrammen, wobei der Mensch und seine individuelle Entwicklung stärker im Mittelpunkt stehen muss als rein wirtschaftliche Optimierungsziele.
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