Ich bin nur noch müde
Warnsignale ernst nehmen und handeln!
Autor & Autorin: Manfred Hofferer, Renate Fanninger & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2024
Chronische Erschöpfung ist mehr als bloß hin und wieder ein bisschen Müdigkeit – sie kann zu einer tiefen körperlichen und psychisch-geistigen Kraftlosigkeit führen, die den privaten wie den beruflichen Alltag erheblich beeinträchtigt.
Man braucht sich nur eine Person vorzustellen, die nach einer normalen Arbeitswoche so erschöpft ist, dass selbst nach einem erholsamen Wochenende keine Besserung spürbar ist. Wenn Müdigkeit nicht mehr nur kurzfristig auftritt, sondern sich über einen längeren Zeitraum hinzieht, ist es wichtig, Warnsignale zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen.
Ursachen und Symptome chronischer Erschöpfung
Chronische Erschöpfung kann viele Ursachen haben und lässt sich grob in zwei Kategorien unterteilen: körperliche und psychische Faktoren. Körperliche Ursachen umfassen Schlafmangel, ungesunde Ernährungsgewohnheiten und Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen u. A. Psychische Belastungen wie Angstzustände und Depressionen, Traumata oder chronische Überforderung und Konzentrationsprobleme spielen zudem eine Rolle.
Die Symptome zeigen sich vor allem in anhaltender Müdigkeit, die trotz ausreichender Ruhe und Entspannung nicht verschwindet. Zusätzlich treten Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Schlafprobleme und ein allgemeines Gefühl der Überforderung auf. Auch körperliche Beschwerden wie Muskelverspannungen, Kopfschmerzen, häufige Erkältungen oder verminderte körperliche Leistungsfähigkeit können hinzukommen.
Die chronische Erschöpfung ist in der Regel das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedenster Faktoren, sowohl körperlicher als auch psychischer Natur. Diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und verstärken sich häufig.
Wann ist es Zeit zu handeln?
Es gibt – auch wenn man das selbst nicht sehen kann bzw. will - klare Anzeichen, dass Erschöpfung nicht mehr als vorübergehende Müdigkeit abgetan werden sollte. Wenn alltägliche Aufgaben kaum noch zu bewältigen sind und selbst Erholungsphasen keine Besserung bringen, ist das ein deutliches Alarmsignal. In solchen Fällen muss dringend eine Veränderung der Lebensumstände und Rahmenbedingungen in Betracht gezogen werden, und es kann sinnvoll sein, mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer therapeutischen Fachkraft über diese Anzeichen zu sprechen, um eine professionelle Einschätzung zu bekommen.
Maßnahmen zur Prävention und Bewältigung
Zur Bewältigung chronischer Erschöpfung ist es wichtig, zunächst einmal den eigenen Alltag zu analysieren: Wie sieht die Schlafhygiene aus? Gibt es ausreichend Erholungsphasen? Wie ist das mit der Ernährung? Wie ist der Tagesablauf gestaltet? usw. Die möglichen Stressfaktoren müssen erkannt, isoliert und aktiv angegangen werden. In jedem Fall sind eine gute Selbstfürsorge und eine Balance zwischen Arbeit und Erholung entscheidend, um chronischer Erschöpfung vorzubeugen bzw. diese zu bewältigen.
Ein gutes Energiemanagement ist dafür ein hilfreicher Ansatz: Der Tagesablauf wird so gestaltet, dass energie- und aufmerksamkeitsraubende Tätigkeiten mit Phasen der Erholung abwechseln. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und gezielte Pausen sind zudem wichtig, um den Körper zu unterstützen. Progressive Muskelentspannung, Atemtechniken, autogenes Training und bewusste Ruhepausen, kurze Spaziergänge an der frischen Luft, kleine Belohnungen nach anstrengenden Tätigkeiten und Hobbys, die Freude bereiten, wie Malen, Musizieren oder Gartenarbeit sowie die Pflege des sozialen Netzwerks zu pflegen, um emotionale Unterstützung zu erhalten und sich auszutauschen helfen, Kraft zu sammeln und die Balance zwischen Anspannung und Entspannung wiederherzustellen.
Wenn diese Selbsthilfemaßnahmen nicht ausreichen, ist professionelle Hilfe wichtig. Ein Arzt- bzw. Ärztinnenbesuch klärt physische Ursachen, und psychologisch-therapeutische Unterstützung hilft, psychische Belastungen professionell zu bearbeiten und zu bewältigen.
Fazit und Ausblick
Chronische Erschöpfung ist ein ernstzunehmendes Problem, das nicht ignoriert werden darf. Wenn die Müdigkeit und Abgeschlagenheit den Alltag stark beeinträchtigen und über längere Zeit anhalten, sind Gegenmaßnahmen dringend notwendig, um die Lebensqualität wiederherzustellen und nachhaltig zu verbessern.
Die Bewältigung chronischer Erschöpfung erfordert in jedem Fall Geduld und kontinuierliche Anstrengungen, aber sie ist möglich. Es lohnt sich, langfristig an einer gesunden Balance zwischen Arbeit, Erholung und persönlichem Wohlbefinden zu arbeiten. Indem man achtsam mit den eigenen Ressourcen umgeht und rechtzeitig Unterstützung sucht, lässt sich die Lebensqualität erheblich steigern. Eine nachhaltige Verbesserung des Energielevels führt in jedem Fall wieder zu mehr Freude und Leistungsfähigkeit im Alltag.
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