Alles gleichzeitig geht nicht!

Was ist wichtig?

Die Notwendigkeit der Priorisierung

Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2024

Das Sprichwort „Man kann nicht auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen“ erinnert daran, dass es unmöglich ist, überall gleichzeitig zu sein und alles auf einmal zu machen. In einer zunehmend dynamischen Arbeitswelt, insbesondere im Bildungsbereich, hat dieses Sprüchlein eine besondere Bedeutung. Die Selbstständigkeit im Bildungsbereich bietet zwar viele Freiheiten, erfordert aber auch effizientes Selbstmanagement und klare Prioritäten.

 

Die Realität der Selbstständigkeit im Bildungsbereich

 

Bildung ist ein facettenreiches Feld. Selbstständige Bildungsdienstleistende agieren in verschiedenen Rollen: Trainerinnen und Trainer, Beraterinnen und Berater, Moderatorin oder Moderator, Coachess bzw. Coach, und vieles mehr. Die Vielzahl an möglichen Projekten und Aufgaben ist schier endlos. Man könnte theoretisch an einem Tag einen Workshop für Kommunikationsmethoden halten. Am nächsten Tag könnte eine Seminarreihe zur betrieblichen Weiterbildung entworfen werden und am Wochenende noch einen Teamentwicklungsprozess für ein neues Team im Unternehmen leiten. Doch auch wenn die Möglichkeit verlockend ist, so wird schnell klar: Niemand kann an all diesen „Hochzeiten“ teilnehmen und dabei gute Ergebnisse erzielen.

 

Die Versuchung, jedes Angebot anzunehmen und sich vielfältig zu engagieren, ist in der Selbstständigkeit oft groß. Es gibt sie häufig, die Kolleginnen und Kollegen, die am Anfang ihrer Selbstständigkeit nahezu jeden Auftrag annehmen. Nach wenigen Monaten sind sie überfordert und ausgebrannt, weil sie versuchen, unzählige Projekte gleichzeitig zu betreuen. Im besten Fall lehrt sie diese Erfahrung, dass selektives Engagement der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg ist. Jeder neue Auftrag bringt zwar mehr finanzielle Sicherheit, Netzwerkchancen und den Ausbau der eigenen Expertise. Doch wer alles gleichzeitig machen will, riskiert nicht nur, sich selbst zu überfordern, sondern auch die Qualität seiner Arbeit zu beeinträchtigen.

 

Prioritäten setzen – das Zauberwort der Selbstständigen

 

Erfolgreiche Selbstständigkeit im Bildungsbereich bedeutet, klug zu wählen, wo und wie man seine Ressourcen einsetzt. Eine hilfreiche Methode, um Prioritäten zu setzen, ist die Verwendung einer Checkliste: 1. Welche Projekte entsprechen meinen Kernkompetenzen? 2. Wie hoch ist der potenzielle Nutzen des Projekts? 3. Passt der Zeitaufwand zu meinen Kapazitäten? Solche und ähnliche Fragen helfen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen. Nicht jede Gelegenheit ist eine gute Gelegenheit, und nicht jede „Hochzeit“ ist die richtige Bühne. Es braucht Klarheit darüber, was die eigenen Stärken sind, welche Themen und Zielgruppen besonders gut bedient werden können und welche Aufträge langfristig den größten Nutzen stiften und Mehrwert bieten.

 

Gerade im Bildungsbereich, wo der persönliche Einsatz und das individuelle Fachwissen den Erfolg bestimmen, ist es entscheidend, nicht zu viele Projekte gleichzeitig anzugehen. Die Gefahr, in die Breite, statt in die Tiefe zu gehen, führt nicht nur zu Stress und im schlimmsten Fall Burnout, sondern gefährdet auch die professionelle Glaubwürdigkeit. Es ist daher wichtig, eine Balance zwischen Engagement und Erholung, zwischen Projekten und Weiterbildung zu finden.

 

Fokus auf Qualität statt Quantität

 

Sich auf einige wenige „Hochzeiten“ zu konzentrieren, bringt den Vorteil, dass man die Kräfte besser bündeln und gezielt einsetzen kann. Eine Trainerin, die sich auf ein Thema spezialisiert, wird auf lange Sicht als Expertin in diesem Bereich wahrgenommen und kann sich von der Konkurrenz abheben. Durch Spezialisierung steigt die Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Bildung – eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Ein Beispiel: Ein selbstständiger Bildungsexperte könnte sich auf die betriebliche Weiterbildung von Führungskräften in Zeiten von Umstrukturierungen fokussieren. Statt zahlreiche Themen gleichzeitig abzudecken, schafft diese Spezialisierung Raum für Vertiefung, Reflexion und Weiterentwicklung. Die Konzentration auf Qualität statt Quantität fördert die Reputation und bringt langfristig stabilere Beziehungen mit den Kundschaften.

 

Die Kunst des „Nein-Sagens“

 

Eine der schwierigsten Aufgaben in der Selbstständigkeit ist das Nein-Sagen. Doch es ist auch eine der wertvollsten. Das Sprichwort „Man kann nicht auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen“ erinnert daran, dass nicht alles auf einmal geschafft werden kann – und das ist völlig in Ordnung. Ein bewusstes „Nein“ zu einem Projekt, das nicht optimal zur eigenen Expertise passt, öffnet Raum für andere Projekte, die mehr erfüllen und langfristig erfolgreicher machen.

 

In der Selbstständigkeit im Bildungsbereich bedeutet dies, sich auf die Aufgaben zu konzentrieren, die das eigene Portfolio stärken, die persönliche Weiterbildung fördern und die eigene Energie erhalten. Nein-Sagen ist also nicht nur eine Methode, Überlastung zu vermeiden, sondern auch eine Strategie, um die eigene Marke zu definieren und nachhaltigen Erfolg zu erzielen.

 

Fazit: Selbstständigkeit als Balanceakt

 

Die Selbstständigkeit im Bildungsbereich ist ein Balanceakt zwischen Möglichkeiten und Grenzen. Das Sprichwort „Man kann nicht auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen“ bietet eine klare Orientierungshilfe in einer oft hektischen und von Chancen überfluteten Arbeitswelt. Erfolg in der Selbstständigkeit hängt nicht davon ab, wie viele Projekte man gleichzeitig annimmt, sondern davon, welche Projekte man bewusst wählt und mit voller Energie umsetzt. Nein zu sagen, Prioritäten zu setzen und auf Qualität, statt Quantität zu setzen – all das sind die Schlüssel, um langfristig erfolgreich und erfüllt zu arbeiten. Letztlich bleibt die Einsicht, dass man sich auf die „Hochzeiten“ konzentrieren sollte, die wirklich zählen, sowohl für das eigene berufliche Weiterkommen als auch für die persönliche Zufriedenheit.

 

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