Führung vernachlässigen

Irgendwie schlampig!

Ursachen für Nachlässigkeit in der Unternehmensführung

Autor: Manfred Hofferer & Team Bildungspartner Österreich, © BPÖ 2024

Unternehmerinnen und Unternehmer stehen im Laufe ihrer Karriere vor zahlreichen Herausforderungen, die oft zu Nachlässigkeit in der Mitarbeitendenführung, im Marketing oder in der Kundenkommunikation führen. Diese Probleme entstehen häufig schleichend und beeinträchtigen die Qualität von vielen kleinen, aber wichtigen Aspekten der Unternehmensführung. Im Folgenden beispielhaft die fünf häufigsten Ursachen für diese Nachlässigkeit, begleitet von praktischen Beispielen, die verdeutlichen, wie sich diese Problematik im Unternehmensalltag manifestieren kann.

 

1. Überforderung und Zeitmangel

Unternehmerinnen und Unternehmer haben oft viele Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, und die Menge an Verantwortung kann rasch zur Überforderung führen. Die Prioritäten verschieben sich dann zugunsten dringender, kurzfristiger Probleme, während langfristige Aufgaben wie Marketing, Kundenpflege oder strategische Planung und qualitätssichernde Maßnahmen vernachlässigt werden. Dies führt zu einem unstrukturierten Vorgehen und einer Abnahme der Qualität in verschiedenen Unternehmensbereichen.

  • Beispiel: Ein Unternehmer steckt viel Zeit in die operative Abwicklung von Kundenprojekten und hat keine Zeit mehr für regelmäßige Social-Media-Posts. Dadurch wird die Präsenz der Marke schwächer, und potenzielle Kundschaften verlieren das Interesse. Auch die Qualität der Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden leidet, da Antworten hastig und zunehmend unpersönlich werden.

2. Fehlende Systematisierung

Viele Prozesse werden zu Beginn eher intuitiv als systematisch angegangen. Ohne klare Strukturen und Prozesse bleibt jedoch die Qualität schwer kontrollierbar, und wichtige Aufgaben werden unkoordiniert und inkonsistent erledigt. Beispielsweise kann das Fehlen einer standardisierten Dokumentationsroutine zur Folge haben, dass wichtige Informationen verloren gehen, was zu Missverständnissen und ineffizienter Zusammenarbeit im Team führt. Eine fehlende Systematisierung hat dann zur Folge, dass Aufgaben unregelmäßig durchgeführt oder komplett vernachlässigt bzw. vergessen werden.

  • Beispiel: Eine Unternehmerin startet eine Werbekampagne, aber ohne klaren Redaktionsplan. Mit der Zeit wird es schwierig, regelmäßig Content zu erstellen, und es entstehen Lücken in der Kommunikation, welche die Kundenbindung beeinträchtigen. Zudem fehlen definierte Abläufe für die Arbeit mit Content, was wiederum zu Unsicherheit und Inkonsequenz in der Umsetzung dieser Aufgabe führt.

3. Mangelnde Weiterbildung

Unternehmerinnen und Unternehmer können mit der Zeit in ihren Routinen steckenbleiben, was zu einem Mangel an Wissen über aktuelle Entwicklungen und Trends führt. Regelmäßiges Scouting und Weiterbildung ermöglicht es ihnen, auf dem neuesten Stand zu bleiben, neue Technologien zu nutzen und innovative Ideen in ihre Unternehmensstrategie zu integrieren. Das Versäumnis, in markt- und mitbewerbenden Beobachtungen sowie in Weiterbildung zu investieren, lässt das Unternehmen hinter den Veränderungen im Markt zurückfallen und beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit.

  • Beispiel: Ein Unternehmer nutzt über Jahre hinweg die gleichen Marketingstrategien, ohne neue Plattformen wie TikTok oder aktuelle SEO-Techniken einzubeziehen. Seine Fokussierung auf alte Methoden und traditionelle Ansätze lässt ihn von innovativeren Wettbewerbern abhängen, die auf neue Entwicklungen setzen und eine modernere Umsetzung und Ansprache pflegen. Auch in der Planung der Angebote und Produkte bleibt der Unternehmer bei alten Methoden, was die Nachfrage deutlich beeinträchtigen kann.

4. Fehlender Fokus und Prioritätenwechsel

Unternehmerinnen und Unternehmer können den Fokus verlieren, wenn sie ständig neue Ideen verfolgen, ohne bestehende Aufgaben abzuschließen. Das führt dazu, dass vieles nur halbherzig umgesetzt wird, was die Qualität schwer beeinträchtigt. Ständig wechselnde Prioritäten sorgen dafür, dass Projekte begonnen, aber nicht fertiggestellt werden, was Ressourcen verschwendet und die Effizienz des Unternehmens mindert. Eine klare Prioritätensetzung kann durch die Nutzung von Methoden wie der Eisenhower-Matrix oder OKR (Objectives and Key Results) erreicht werden, um sicherzustellen, dass wichtige Aufgaben zuerst erledigt werden.

  • Beispiel: Statt eine laufende Marketingkampagne weiter zu optimieren, beginnt eine Unternehmerin plötzlich, neue Produktideen umzusetzen. Die laufende Kampagne wird nicht mehr betreut und verliert an Wirkung. Das Resultat ist ein mangelndes Vertrauen der Kundschaften in die Beständigkeit und Qualität der Angebote, da diese nicht mehr professionell umgesetzt werden.

5. Routine und Motivationsverlust

Aufgaben, die zu Beginn spannend und herausfordernd waren, werden mit der Zeit zur Routine. Wenn die Leidenschaft nachlässt, kann auch die Qualität der Arbeit sinken. Ein Unternehmer, der die anfängliche Begeisterung verliert, wird möglicherweise weniger sorgfältig und aufmerksam vorgehen, was sich auf alle Unternehmens- und Arbeitsbereiche auswirkt. Der Verlust der Motivation führt oft dazu, dass keine neuen Impulse mehr gesetzt werden und das Unternehmen stagniert bzw. sich Rückentwickelt.

  • Beispiel: Die ersten Ansprachen der Kundinnen und Kunden sind noch persönlich und individuell sowie auf die Bedürfnisse der Kundschaften gestaltet. Mit der Zeit wird der Unternehmer immer gleichförmiger und weniger inspiriert, wodurch die Kundinnen und Kunden das Gefühl der Wertschätzung verlieren und die Kundenbindung leidet. Auch interne Abläufe werden lieblos und ohne Kreativität durchgeführt, wodurch das Team wenig Ansporn hat, sich aktiv einzubringen oder Innovationen vorzuschlagen.

Zusammenfassung

Die häufigsten Ursachen für Nachlässigkeit in der Unternehmensführung sind Überforderung, fehlende Systematisierung, mangelnde Weiterbildung, fehlender Fokus und Motivationsverlust. Es ist jedoch leicht möglich, durch gezielte Maßnahmen und kontinuierliche Verbesserungen die Qualität und Effizienz im Unternehmen wieder zu steigern und die Motivation zurückzugewinnen. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, ist es entscheidend, regelmäßig Prozesse zu reflektieren, Standards zu etablieren und die eigene Motivation sowie das Wissen und die Kompetenzen weiter auszubauen und zu fördern. Nur durch kontinuierliche Anpassung und Qualitätssicherung kann langfristiger Erfolg gesichert und sichergestellt werden. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen die Herausforderungen als Chancen betrachten, Verbesserungen einzuführen und das Unternehmen zu stärken.

 

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