Klare Sache!
Das erzeugt bei mir maximalen Stress!
Autorin: Renate Fanninger & Team, © BPÖ 2023
Zunehmend mehr Menschen fällt es in der dynamisch-schnelllebigen und von Produktivität und Aktivität beherrschten Welt schwer, sich Zeit für sich zu nehmen und nichts zu tun. Und daher raten viele Glücksversprechende Betroffenen „Öfter einmal einfach Nichts zu tun!“ Aber die Vorstellung, dass Nichtstun einfach wäre und nur positives mit sich bringt, ist sehr naiv.
Die Problemlage rund um das „Nichts tun“ ist in Wahrheit komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint und hat zudem eine ganze Reihe von wenig positiven respektive negativen Wirkungen und erzeugt mitunter genau das Gegenteil davon, was sich Betroffene erhofft und erwünscht haben. Warum erzeugt Nichtstun Stress? 15 Beispiele:
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Ungewissheit und Kontrollverlust: In jedem Fall neigt das menschliche Gehirn dazu, jede Form von Unvorhersehbarkeit, Ungewissheit und
Kontrollverlust zu vermeiden. Immer dann, wenn das nicht getan werden kann; wie beim Nichtstun, stellt sich rasch Unsicherheit ein, was als nächstes passieren wird. In diesem Moment beginnen
die Gedanken in alle möglichen Richtungen auszubrechen und sich zu verselbstständigen, und das hat ein enormes Potential Angst und Stress zu erzeugen.
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Erwartungsdruck: Alle modernen Gesellschaften haben gemeinsam, dass der Druck herrscht, produktiv und aktiv sein zu müssen. Diese Erwartung, dass
immer etwas getan werden muss, ist, wenn sich der Mensch Ruhe gönnt, nicht selten ein guter Nährboden für die Entstehung von Schuldgefühlen. Das im Hintergrund rumorende Gefühl, nicht genug
zu tun, verursacht Stress, da die Befürchtung entsteht, den Erwartungen anderer bzw. sogar den eigenen nicht gerecht zu werden.
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Überreizung: Mit moderner Technologie geht einher, dass der Mensch ständig vernetzt und erreichbar ist; sein sollte/muss. Die Folge ist, dass viele
dadurch zwar ständig überreizt sind aber gleichzeitig das Bedürfnis nach konstanter Stimulation haben und bei Abwesenheit von Stimulation wenig angenehme Gefühle des Wohlseins entstehen,
sondern vielmehr Stress ausgelöst wird, wenn nichts getan wird.
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Langeweile: Langeweile kann eine unangenehme Emotion sein. Wenn der Mensch nichts tut, stellt sich rasch Langeweile ein und verursacht Stress. Viele
Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie nicht wissen, wie sie ihre Zeit „sinnvoll und produktiv“ nutzen. Genau diese Angst vor Langeweile führt dann in der Folge dazu, dass sich die Menschen
aktiv mit etwas beschäftigen und auseinandersetzen, selbst dann, wenn es nicht notwendig wäre.
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Sozialer Druck: Nicht selten wird in sozialen Situationen das Nichtstun; selbst wenn es nur eine kurze Pause ist, als unangemessen wahrgenommen und
empfunden. Darin begründet sich der Umstand, dass viele denken sich rechtfertigen zu müssen, wenn sie nichts tun, was einerseits zu sozialen Spannungen und andererseits wiederum zu Stress
führt.
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Leistungsdruck: Für viele Menschen gilt die druckerzeugende Annahme, dass sie nur dann als erfolgreich angesehen werden, wenn sie ständig und zudem
hohe Leistungen bringen. Nichtstun wird als Zeitverschwendung angesehen, das bloß davon abhält bspw. Ziele zu erreichen. Dieser selbstauferlegte Leistungsdruck verursacht wiederum wenig gute
Gefühle der Entspannung und Stress.
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Ablenkung: In einer Welt, die von ständigen Ablenkungen geprägt ist, kann es schwierig sein, einfach nur still zu sitzen und nichts zu tun. Das
Fehlen von Inputs- und Ablenkung hat zudem den Effekt, dass sich die Person ihren eigenen immer lauter werdenden Gedanken, Gefühlen und Emotionen stellen muss. Diesen Umstand erleben eine
ganze Reihe von Menschen als unangenehm bis hin zu höchst stressig, insbesondere wenn es um problembeladene Gedanken, Gefühle oder Emotionen geht.
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Fehlende Entspannungstechniken: Jede Form des Nichtstuns erfordert das Bereithaben bzw. Beherrschen von Entspannungstechniken, um den Geist zur Ruhe
zu bringen. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, sich zu entspannen, wenn sie nichts tun. Dabei ist das Fehlen effektiver Entspannungsstrategien und -techniken einer der Hauptgründe, dass
Nichtstun nicht gelingt und sich Stress anstaut und sich die Menschen dabei äußerst unwohl fühlen.
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Soziale Vergleiche: Menschen neigen allgemein dazu, sich mit anderen zu vergleichen, insbesondere in Bezug auf ihre Aktivität und Produktivität.
Wenn der Mensch das Gefühl bekommt bzw. hat, dass andere in seinem Umfeld mehr tun als er bzw. sie selbst, fühlen sich diese Menschen unter Druck gesetzt, und neigen dazu ebenfalls mehr zu
tun. Die Folge ist auch hier Stress.
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Bewertung von Zeit: Wenn Menschen das Gefühl haben, dass Zeit ein knappes Gut ist und viele Aufgaben erledigt werden müssen, dann erzeugt
schon die bloße Vorstellung von Nichtstun Stress. Solche Menschen setzen; ob gesund oder nicht, alles daran, Zeit bestmöglich nicht mit Nichtstun zu „verschwenden“, und sich noch intensiver
ihren Aufgaben zu widmen.
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Perfektionismus: Vor allem perfektionistische Menschen haben häufiger Schwierigkeiten, nichts zu tun, sich zurückzunehmen und zu entspannen, da sie
ständig nach der besten Möglichkeit suchen, ihre Zeit effektiv und effizient zu nutzen. Die Folge ist ob der selbsterlebten Unproduktivität ein massives Stressgefühl, wenn sie nicht produktiv
sind.
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Fear of Missing Out (FOMO): Ein auch nicht zu unterschätzender Umstand ist (vor allem im Kontext der sozialen Medien) die Angst von zunehmend mehr
Menschen, wenn sie Nichtstun, etwas Wichtiges, Interessantes oder Aufregendes zu verpassen. Das erzeugt genauso intensiven Stress wie alle anderen Aspekte, weil es vom Gefühl getragen ist,
dass das Leben in den Pausen und den Zeiten des Nichtstuns an ihnen vorbeizieht und sie das später bereuen werden.
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Arbeitskultur: In gar nicht wenigen Arbeitsumgebungen werden Mehraufwand und Überstunden sowie ständig hochproduktive Aktivität als erstrebens- und
lobenswert angesehen. In solchen Umgebungen wird Nichtstun schwierig und führt eher dazu, dass Mitarbeitende sich selbst an Wochenenden, Feiertagen und im Urlaub; wenn sie sich eigentlich
eine Auszeit gönnen sollten, gestresst fühlen.
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Gesellschaftliche Erwartungen: In manchen Kulturen und Gesellschaften werden Menschen explizit dazu ermutigt, sich ständig nützlich zu machen und
sich aktiv in die Gemeinschaft einzubringen. In diesem Zusammenhang kann das Nichtstun als Verstoß gegen diese Erwartungen wahrgenommen und ausgelegt werden und dementsprechend steigt der
Druck wie auch der Stress bei einzelnen Personen.
- Identitätsverlust: Auch nicht außer Acht zu lassen sind jene Menschen, die sich besonders stark mit ihrer Arbeit bzw. Aufgabe, Aktivität, Tätigkeit oder Rolle identifizieren, sodass ein Nichtstun an deren Identität kratzt. Bei diesen Menschen führt ein Nichtstun eher zum Gefühl, dass sie einen wesentlichen und wichtigen Teil ihrer Identität verlieren, was einen enormen psychischen Stress zur Folge hat.
Insgesamt (und die Liste ist längst nicht vollständig!) eine ganze Reihe von Umständen und Faktoren, die beachtet werden müssen, wenn Frau, Mann oder Divers sich mit dem Thema Nichtstun, Auszeit oder Erholungs- und Entspannungspausen auseinandersetzt. Fakt ist, dass insgesamt vieles darauf hindeutet, dass Nichtstun weder ein passiver noch ein einfacher Zu- bzw. Umstand ist, sondern es sich dabei um einen aktiven Vorgang handelt, der für das Gehirn mindestens so anstrengend ist wie eine beliebige andere ansprechende Aufgabe, Tätigkeit oder Arbeit.
Nichtstun ist demnach für das Gehirn eine besondere Angelegenheit und Aufgabe und genaugenommen alles andere als Nichts! Wenn jemand damit Probleme hat, gut ausgebildete Psychologinnen und Psychologen wissen, wie man damit umgeht und was dagegen getan werden kann. Wenn Interesse und Bedarf bestehen, unterstützen wir dich gerne. Reden wir darüber! Unsere Angebote zu diesem Themenbereich: