Kooperationen

Nett, aber selten effizient

Schau genau, mit wem du dich ins Bett legst

Autor: Manfred Hofferer & Team, © BPÖ 2023

Vorweg wichtig hervorzuheben ist, dass Kooperationen nicht per se nutzlos sind. Tatsächlich können sie in besonderen Fällen und in bestimmten Konstellationen vorteilhaft und nützlich sein und sowohl individuelle als auch gemeinsame Ziele unterstützen. Allerdings gibt es mehr Situationen als Frau, Mann und Divers denkt, in denen Kooperationen nicht die erwarteten Ergebnisse liefern oder sogar problematisch und kontraproduktiv sind.

 

Nachfolgend die wichtigsten Aspekte, denen wir in der Praxis regelmäßig begegnen und die dafür verantwortlich sind, warum Kooperationen vermieden und in gar nicht wenigen Fällen als nutzlos empfunden werden:

  • Ungleiches Engagement: Wenn die Beteiligten unterschiedliche Erwartungen oder Ebenen des Engagements haben und zeigen, führt das zu nachteiligen Ungleichgewichten, was in der Regel recht rasch Frustration erzeugt und die Kooperation einseitig werden lässt und in der Folge auflöst.

  • Wettbewerbsdenken: Ein übermäßiger (häufig verborgener) Fokus auf Wettbewerb statt Zusammenarbeit verunmöglicht echte Kooperation, da sich die Kooperierenden gegenseitig eher als Konkurrent: innen sehen und entsprechend miteinander umgehen.

  • Egoismus und Selbstinteresse: Genauso ein Stolperstein ist, wenn die Kooperationspartner: innen mehr an ihren eigenen Interessen, Wegen und Zielen interessiert und nicht bereit sind, zumindest Kompromisse einzugehen. Die Folge ist, dass die Zusammenarbeit massiv leidet.

  • Mangelndes Vertrauen: Wenn keine gute Vertrauens- und gegenseitige Unterstützung praktizierende Basis zwischen den Kooperierenden gegeben ist, behindert das in jedem Fall die Zusammenarbeit. Vertrauen ist eine zentrale Grundvoraussetzung für echte Kooperation.

  • Angst vor Abhängigkeit: Immer wieder trifft man auch auf die Sorge, dass Beteiligte sich in der Kooperation abhängig fühlen oder tatsächlich sind und die Gefahr sehen, dass sie ihre Eigenständigkeit und Autonomie verlieren könnten. Dieser Moment hemmt jede Kooperation und führt in der Regel zur Auflösung.

  • Unklare Ziele: Ohne klare, gemeinsame und explizit ausgesprochene Ziele verlieren Kooperationen rasch ihre Richtung. Wenn die Kooperierenden den gemeinsamen Weg nicht kennen und nicht wissen, wohin sie gemeinsam wollen bzw. was sie konkret erreichen möchten, erscheint die Kooperation rasch ineffizient, ineffektiv und schlussendlich nutzlos.

  • Mangelnde Kommunikation: Austausch, Offenheit und klare Kommunikation sind weitere entscheidende Bausteine für den Erfolg von Kooperationen. Wenn die Kommunikation ineffektiv ist bzw. es bspw. laufend Unklarheiten und Missverständnisse gibt, arbeiten die Kooperationspartner: innen absehbar in verschiedene Richtungen und damit an der Auflösung der Kooperation.

  • Unterschiedliche Kulturen oder/und Werte: Wenn die Kooperierenden voneinander abweichende oder grundlegende kulturelle oder wertebasierte Unterschiede haben, wird es schwer bis unmöglich, eine gemeinsame Basis zu (er-)finden. Das Resultat sind Unstimmigkeiten, Spannungen und Konflikte und das ist für keine Kooperation ein produktiver Nährboden.

  • Mangelnde Ressourcen: Wenn eine notwendige oder mehrere Kooperationspartner: innen nicht über die nötigen Ressourcen (Zeit, Fachwissen, praktische Kompetenz oder monetäre Mittel) verfügen, ist das Regelhaft und in jedem Fall ein Nachteil für eine längerfristige partnerschaftliche Zusammenarbeit.

  • Mangelnde Flexibilität: Tritt bei den Kooperationspartner: innen Unzuverlässigkeit ob fehlender Flexibilität auf und können sie sich nicht an sich verändernde Lagen, Umstände oder Bedürfnisse anpassen, ist Kooperation nicht der richtige Weg.

  • Fehlende Kontrolle: Fehlt die laufende offene, ehrliche und kritische Überprüfung und Kontrolle der Partnerschaft entsteht leicht der Umstand, dass ein Kooperationspartnerteil das Gefühl entwickelt, bspw. zu wenig Einfluss auf die Entscheidungsfindung zu haben, was in eine Zurückgesetzt- und Frustrationsspirale führt und Opposition nach sich zieht.

  • Konflikte und Ego-Probleme: Werden in Kooperationen persönliche Konflikte, Machtkämpfe oder Ego-Probleme zwischen den Partnerinnen und Partnern ausgetragen, leidet darunter die gemeinsame Arbeit und die Kooperation ist dadurch massiv irritiert, eingeschränkt, beeinträchtigt und am Ende unmöglich.

  • Schlechtes Management: Kooperationen benötigen Leitung. Eine fehlende oder/und ineffiziente Leitung der Kooperation hat Unklarheiten, Irritationen bis hin zu Fehlentscheidungen zur Folge und das mündet in für alle beteiligten Parteien enttäuschende Ergebnisse. Insgesamt keine gute Situation für Kooperation.

  • Fehlende Verantwortlichkeit: Mit dem Management verbunden sind die klaren Verantwortlichkeiten für bestimmte Aufgaben oder Entscheidungen. Sie legen fest, wer, was, wann und wie erledigt damit Verwirrungen und Ineffizienzen ausgeschalten sind. Fehlt diese Verantwortungsaufteilung wird Kooperation schwierig.

  • Übertriebene Erwartungen: Sind die Erwartungen an die Kooperation von Beginn an unrealistisch, führt das rasch zu Enttäuschungen und das wiederum zieht ein dementsprechendes kooperationsfeindliches Verhalten nach sich.

  • Frühere negative Erfahrungen: Und schließlich bilden gar nicht selten schlechte Erfahrungen aus früheren Kooperationen die Basis für Vorbehalte, Skepsis und Zurückhaltung. Genau diese Zurückhaltung ist der Hemmschuh, der die Kooperation nur schlecht gedeihen und sich entwickeln lässt.

Trotz all dieser mit Kooperation verbundenen Herausforderungen können gut geplante, achtsam verwaltete und zwischenmenschlich behutsam gepflegte Kooperationen sehr wertvoll, effizient und effektiv sein.

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