Nicht immer einfach
Was Radfahren und das Leben gemeinsam haben
Autor: Manfred Hofferer & Team, © BPÖ 2023
Der Weg durch das Leben lässt sich gut mit einer Radtour* vergleichen, bei der es flache und einfache Abschnitte gibt, die leicht sind und auf denen man problem- und mühelos vorankommt. Und dann sind da auch die anspruchsvollen und schwierigen Streckenteile mit Anstiegen, die einem alles abverlangen. In jedem Fall ist man da wie dort auf sich selbst zurückgeworfen und kommt so rasch voran und genauso weit, wie man selbst etwas dazu aktiv beiträgt.
Besonders die anspruchsvollen und eher schwierigen Streckenteile sind metaphorisch gut mit dem „echten Leben“ zu vergleichen bzw. sind gute Analogien, um die Vorstellungskraft anzuregen und konkrete körperliche und emotionale Vorstellungen zu bekommen, wenn es bspw. heißt „Große Menschen haben Willen, kleine haben nur Wünsche“ (anonym). Auf dem Weg nach oben, respektive zum Ziel, muss sich der Mensch in jedem Fall einsetzen, anstrengen, überwinden, motiviert bleiben und geben, was er hat. Hin und wieder bedeutet das auch an Grenzen und weit über das, was man gewohnt ist, einzusetzen, hinauszugehen.
Wer sich diesem Umstand stellt und sich darauf einlässt, kommt bei der Radtour nach der Anstrengung und Überwindung in den Genuss einer Pause mit Erholung, vielleicht sogar einem schönen Ausblick und danach zu einer erfrischenden und angenehmen Bergabfahrt. Das lässt sich wiederum gut mit dem Leben vergleichen, in dem es nach einer Zeit des Bemühens und der Anstrengung; wie das bspw. bei einer Ausbildung der Fall ist, sich Momente der Freude, des Glücks, der Entspannung und Belohnung einstellen. Das sind die besonderen Augenblicke die als persönliche Verdienste angesehen werden dürfen, da sie sich aus dem Streben, dem Willen und der Hartnäckigkeit ergeben, die Frau, Mann oder Divers in den schwierigen Phasen an den Tag gelegt und gezeigt hat.
Auf diese Weise werden der Einsatz, die Anstrengung und jede Überwindung zu einem wichtigen und wertvollen Teil der persönlichen Entwicklung und dabei im Besonderen der Stärkung der motivationalen Teile, der Selbstwirksamkeit und des Selbstbewusstseins mit dem äußerst angenehmen Nebeneffekt, dass, je öfter man sich solchen Anforderungen stellt - weil sich Routine einstellt und die Kondition wächst -, die Sache mit der Zeit umso einfacher wird.
Zudem entdeckt und erkennt der Mensch rasch, dass es in beiden Fällen - der Rat Fahrt wie dem Leben - nie bloß oder primär um die Zielerreichung geht, sondern vor allem darum, sich bei dem das man tut; egal wie herausfordernd und anstrengend es ist, die Motivation und Ausdauer wie auch die Willenskraft und Freude an der Tätigkeit zu bewahren, um die Herausforderung meistern zu können.
Und schließlich setzt sich das Leben, ähnlich wie bei einer Radtour, aus mehreren und verschieden schwierigen Etappen zusammen. Jede Etappe erfordert etwas Bestimmtes und jeweils Verschiedene personale-, soziale- oder/und methodische Fertigkeiten, Kompetenzen und Haltungen und sind mit entsprechend speziellen wie spezifischen Anstrengungen verbunden. Gleichzeitig muss man sich bei einer Radtour genauso wie im Leben immer wieder auf neue Gegebenheiten einstellen können. Damit der Umgang damit gelingt, braucht es von Seiten der Person ein großes Maß an Offenheit und Flexibilität sowie eine gute Portion Lust, um immer wieder neu entsprechend kreative Zugänge und Wege zu (er-) finden sodass dabei neue Strategien entwickelt werden, um mit den herausfordernden Situationen umzugehen und das Bestmögliche aus ihnen zu machen.
Die zuvor angestellten Gedanken zeigen, dass eine schwierige Auffahrt mit dem Rad nicht nur körperliche Anstrengung erfordert, sondern auch symbolisch für die Herausforderungen steht, die das Leben bereithält. In jedem Fall können die Erfahrungen auf dem Fahrrad und die Reflexion darüber dazu beitragen, sich selbst und das Leben besser in den Blick zu bekommen und sich öfter einmal bewusst mit den Herausforderungen des Lebens und vor allem mit dem Umgang damit auseinanderzusetzen.
* es kann selbstverständlich auch Wandern, Tanzen, Klettern, ein Musikinstrument erlernen oder eine andere Tätigkeit sein)
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