Bildungskarenz

Lebenslanges Lernen

Was uns als Bildungsanbietende bewusst ist!

Autor: Manfred Hofferer & Team, © BPÖ 2023

Im Zusammenhang mit Bildungskarenz taucht immer wieder die Anmerkung „arbeitsmarktpolitisch relevant“ auf und meint, dass diese Form der Freistellung von der Arbeit für Bildung sowohl für die einzelne Person wie auch für den Arbeitsmarkt von Bedeutung ist. Die gesetzlich verankerte Bildungskarenz ermöglicht es Arbeitnehmenden, sich zeitlich begrenzt für Weiterbildung von ihrer Arbeit freistellen zu lassen, um ihre beruflichen Qualifikationen zu verbessern.

 

Abgesehen von der persönlichen Weiterentwicklung sowie der allgemeinen Förderung des Lebenslangen Lernens ist die Bildungskarenz arbeitsmarktpolitisch aus mehreren Gründen relevant und wichtig. Nachfolgend zwölf Argumente:

  1. Soziale Chancengleichheit: Bildungskarenz trägt wesentlich dazu bei, soziale Chancengleichheit zu fördern. Indem Arbeitnehmenden die Möglichkeit gegeben wird, sich weiterzubilden und unabhängig von ihrem sozialen und/oder finanziellen Hintergrund ihre Qualifikationen zu verbessern, werden Bildungsbarrieren abgebaut. Das ist die Grundlage dafür, dass Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten der Zugang zu besseren Bildungsmöglichkeiten offenstehen.

  2. Arbeitsmarktintegration: Die Bildungskarenz trägt dazu bei, bestimmte Bevölkerungsgruppen, die möglicherweise benachteiligt oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Indem ihnen die Möglichkeit gegeben wird, sich weiterzubilden und ihre fachlichen Kompetenzen zu verbessern, erhöhen sie ihre Arbeits- und Beschäftigungschancen und sind leichter langfristig in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

  3. Arbeitsplatzsicherung: Durch die Weiterbildung während der Bildungskarenz erweitern Arbeitnehmende ihre beruflichen Kenntnisse und Kompetenzen und können sich leichter den Anforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes anpassen. Das erhöht die Chance, den Arbeitsplatz zu sichern und die Beschäftigungsfähigkeit langfristig zu erhalten.

  4. Arbeitsmarktanpassung: Der Arbeitsmarkt unterliegt ständigen Veränderungen und Anpassungen an neue bspw. technologische Entwicklungen, wirtschaftliche Herausforderungen oder demografische Veränderungen. Die Bildungskarenz ermöglicht es Arbeitnehmenden, sich den verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes anzupassen und ihre Kompetenzen entsprechend auszurichten. Dadurch kommen sie in die Lage flexibler auf neue Berufsfelder reagieren zu können und ihre Beschäftigungsmöglichkeiten zu erweitern.

  5. Wettbewerbsfähigkeit steigern: Indem Arbeitnehmende mit der Bildungskarenz ihre Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen sowie ihre Performance verbessern, steigern sie gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Das hat in der Regel bessere Beschäftigungsmöglichkeiten und insgesamt eine verbesserte berufliche Entwicklung zur Folge.

  6. Fachkräftemangel bekämpfen: Durch die Weiterbildung und Qualifizierung von Arbeitnehmenden trägt die Bildungskarenz zur Schließung von Qualifikationslücken und -mängel und damit zur Bekämpfung des Fachkräftemangels bei. Indem Arbeitnehmende ihre Fachkenntnisse verbessern und neue Kompetenzen erwerben, werden sie für den Arbeitsmarkt attraktiver und können so den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften decken.

  7. Fachkräfteentwicklung: Die Bildungskarenz fördert die Entwicklung von Fachkräften in bestimmten Bereichen oder Branchen. Durch die gezielte Aus-, Fort- und Weiterbildung können Arbeitnehmende ihre Kenntnisse und Kompetenzen in bestimmten Bereichen vertiefen und auf diese Weise zur Entwicklung hochqualifizierter Arbeitskräfte beitragen. Dies ist besonders wichtig in den Bereichen, in denen ein besonderer Bedarf an Fachkräften besteht, um den Arbeitsmarkt mit gut ausgebildetem Personal zu versorgen.

  8. Arbeitsmarktflexibilität: Die Möglichkeit, zeitweise aus dem Arbeitsprozess aussteigen und sich weiterbilden zu können, trägt wesentlich zur Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt bei. Damit verbunden ist der Effekt, dass Arbeitnehmende die Möglichkeit erlangen, ihre Karriereentwicklung zu einem großen Teil selbst zu steuern und ihre Kompetenzen leichter und besser an die Anforderungen neuer Aufgaben- und Tätigkeitsfelder anpassen zu können.

  9. Förderung der Personalentwicklung in Unternehmen: Die Bildungskarenz kann auch als Instrument für die Personalentwicklung in Unternehmen genutzt werden. Arbeitgebende können die Bildungskarenz nutzen, um ihre Mitarbeitenden gezielt zu fördern und ihre Kompetenzen gemäß den strategischen Zielen des Unternehmens auszubauen. Mit der Investition in die spezifische Weiterbildung der Mitarbeitenden profitieren sie langfristig von einer qualifizierten Belegschaft und stärken gleichzeitig ihre Wettbewerbsposition.

  10. Innovationsförderung: Die Bildungskarenz spielt zudem im Bereich der Innovationen eine wichtige Rolle. Durch die Möglichkeit, sich aus-, fort- und weiterzubilden und neues Wissen sowie entsprechende Kompetenzen zu erwerben, werden Arbeitnehmende dazu ermutigt, kreative Ideen zu entwickeln und innovative Lösungsansätze in ihre Arbeit einzubringen. Das trägt in jedem Fall zur Steigerung der Innovationskraft von Unternehmen und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft bei.

  11. Wirtschaftliches Wachstum: Indem Arbeitnehmer ihre Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen durch die Bildungskarenz verbessern, tragen sie auch zum wirtschaftlichen Wachstum bei. Eine gut ausgebildete Arbeitsbevölkerung ist in der Lage, produktiver zu arbeiten, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen und innovative Ideen umzusetzen. Dieser Umstand führt mittel- und langfristig zu einem höheren wirtschaftlichen Wachstum und einer stärkeren Volkswirtschaft.

  12. Steigerung der Arbeitszufriedenheit: Auch nicht übersehen werden darf der Umstand, dass mit der Möglichkeit, sich weiterbilden zu können und beruflich voranzukommen, die Arbeitszufriedenheit der Arbeitnehmenden verbessert wird. Wenn Arbeitnehmende die Chance nutzen können, sich zu erweitern und persönlich weiterzuentwickeln, sind sie in der Regel in ihren Berufen motivierter und das ist ein wichtiger Faktor in Hinblick auf eine verbesserte Produktivität und Arbeitsleistung.

 

In jedem Fall ist die Möglichkeit zur Bildungskarenz eine wertvolle Investition in die Zukunft, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Indem Arbeitnehmenden die Möglichkeit geboten wird, sich aus-, fort- und weiterzubilden, verbessern sich ihre beruflichen Kenntnisse und Kompetenzen und damit wird der Grundstein für eine erfolgreiche persönliche berufliche Laufbahn wie auch gesellschaftliche Entwicklung gelegt. Vorausgesetzt, dass die Bildungsanbietenden um diese Möglichkeiten und Chancen Bescheid wissen und ihre Lernenden in ihren Angeboten entsprechend gezielt unterstützen. 

 

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